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Interview mit Marc Will - Optimierung des Travelmanagements

Marc WIllMarc Will ist Inhaber von Intertours, einem modernen, technologie-affinen Geschäftsreisebüro in Frankfurt.

Sie sehen die Corona-Krise auch als Chance und gehen die Krisenbewältigung mit viel Energie an. Was sind die wichtigsten Dinge, die in ihrem Unternehmen aktuell passieren?

Natürlich brauchten wir zu Beginn der Krise zunächst ein paar Tage um zu verstehen was gerade in unserem Branche passiert und welche Konsequenzen auf uns zukommen. Wir haben unser Geschäftsmodell hinterfragt und auch unsere Berechtigung im Markt überprüft. Und trotz allem kommen wir zu dem klaren Ergebnis: Unternehmen benötigen sowohl Geschäftsreisen als auch Dienstleister wie Intertours um das Travel Management wirtschaftlich zu gestalten. Mit diesem Verständnis haben wir uns auf drei zentrale Dinge fokussiert:

  1. Wir sind seit einigen Monaten exklusiver Travel Leaders Partner für Deutschland. In einem globalen und aufstrebenden Netzwerk mit einem «glocal» Konzept (globales agieren mit lokalem Service) bieten wir nun auch international agierenden Unternehmen Travel Management Lösungen.
  2. In den vergangenen Jahren haben wir einen starken Vertrauensverlust in bestehende Tools und Systeme festgestellt. Content ist nicht mehr zentral verfügbar, Traveller finden dadurch oft bessere Preise online und hinterfragen die bestehende Infrastruktur. Deswegen haben wir sehr stark in das Thema Multi-Source-Content inklusive NDC & Low Cost Carrier und der Anbindung von leistungsstarken Suppliern investiert. Gerade Unternehmen mit hohen Volumina erkennen die die Ersparnismöglichkeiten und reagieren sehr positiv auf unsere Ausrichtung und die neuen technischen Möglichkeiten.
  3. Mit Thorsten Hild haben wir einen international sehr erfahrenen Travel Management Profi für Intertours gewinnen können. Bei der aktuellen Vielzahl der laufenden Neuprojekte, die wir durch die Internationalisierung und unsere neue Technik hilft uns seine Expertise gerade sehr. Dadurch werden wir sicher zusätzlichen Schwung in unser Business bekommen.

Sie haben gerade begonnen, Umbrella Faces einzuführen. Welche Erwartungen haben Sie an das System?

In den umliegenden europäischen Ländern erkennen wir eine gewisse Fokussierung auf nahtlose Integration von Daten, selbst im KMU Bereich. Wir wollen hier ansetzen und ein breites Angebot an Integrationsmöglichkeiten, auch für interne Prozesse, installieren. Viele innovative Ideen und Services sind nur auf Basis von Datenschnittstellen möglich – Umbrella ist daher ein zentraler Baustein in unserer Strategie.

In Stichpunkten: was sind aus Ihrer Sicht die Bereiche, in denen sich Umbrella weiter entwickeln muss? (und warum)

  • Optische Verbesserungen => die UI ist etwas veraltet
  • Anzahl der Standardkonnektoren (HR Systeme & Expense) müssen massiv erhöht werden

Wir haben Mitte August 2020. Sehen Sie schon einen Erholungseffekt im Geschäftsreisebereich?

Wir haben von Mai an gutes Wachstum in den Vorgangszahlen beobachtet. In der Ferienzeit ist die Entwicklung aber unterbrochen worden. Ehrlicherweise gehen wir, anders als in unseren zu Anfang der Krise aufgestellten Szenarien, nicht mehr davon aus, dass wir im August/September eine Marktrevitalisierung haben werden. Wir werden aus unserer Sicht sicher noch zwei – drei Monate auf einem geringen Niveau sein.

Im Gegensatz zu den Buchungszahlen spüren wir aber eine steigende Aktivität im Bereich Optimierung des Travel Managements. Dafür werden Pilotversuche durchgeführt und neue Ansätze ausprobiert. Da sehen wir auch die Zukunftsorientierung der Unternehmen und auch die strategische Bedeutung von Geschäftsreisen – Dienstreisen werden weiter wirtschaftliche Vorteile kreieren.

Wie erwarten Sie die Situation am Jahresende bzw. Mitte 2021?

Für den Gesamtmarkt erwarten wir schon einen Erholungseffekt und auch einen sozialen Nachholbedarf, was zu mehr Geschäftsreisen führen wird. Wir sehen auch die Aktivierung von neuen Geschäftschancen, um Reisen mit Corona möglich zu machen. Die Integration von Corona Negativtests in einem digitalen Prozess oder das Bereitstellen von Corona Warninformationen sind schon Entwicklungen, die wir bis dahin umsetzen werden.

Für uns persönlich gehen wir davon aus, dass wir die zu erwartenden nachhaltigen Verluste durch geringere Reiseaktivitäten und sicher auch den Verlust von einzelnen Kunden durch neues Geschäft mehr als ausgleichen können – dieser Ausblick ist für uns von zentraler Bedeutung.

Wird Business Travel je wieder das Volumen vor der Krise erreichen?

Ich kann das nicht fundiert beantworten. Aber viele Märkte und Geschäftsmodelle sind unter Druck und müssen stärker agieren. Das bringt einen Bedarf mit sich mit neuen Geschäftspartnern belastbare Beziehungen aufzubauen oder neue Geschäftsmodelle zu launchen – alles Themen bei denen Geschäftsreisen wirtschaftlich kritisch sind.

Marc Will privat: Was war bis jetzt Ihr beeindruckendstes Reiseerlebnis?

Eigentlich sind es zwei: eine selbst zusammengestellte USA Rundreise und eine Bali Reise mit persönlichem Guide, da wir einfach sensationelle Einblicke erhalten haben.

Herzlichen Dank für das Interview!

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